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Der Mythos der deutschen Atombombe

 

 

 

Die deutsche Entscheidung zum Bau einer Uranmaschine (1942)

 

Die entscheidende Sitzung zum deutschen Atomprogramm fand Anfang Juni 1942 in Berlin statt. Außer Rüstungsminister Albert Speer und Heisenberg nahmen u. a. General Friedrich Fromm und Feldmarschall Erhard Milch sowie die Physiker Hans Jensen, Karl Wirtz, Karl Friedrich von Weizsäcker und Erich Bagge daran teil, um nur die zu nennen, die dann aktiv am deutschen Atomprogramm mitgearbeitet haben. Der innerer Kreis der Forscher war bei den Kollegen unter dem Kürzel WHW bekannt: Heisenberg zwischen Weizsäcker und Wirtz.

 

Speer erinnert sich an dieses Treffen: Heisenberg trug über Atomzertrümmerung, die Entwicklung der Uranmaschine und eines Teilchenbeschleunigers, des Zyklotrons, vor. Bei seinem Vortrag bemühte sich Heisenberg, den Propagandaslogan der Nazis: Die deutsche Wissenschaft steht im Dienste des Krieges umzudrehen, indem er den Krieg in den Dienst der Wissenschaft stellen wollte. So klagte er über den Mangel an Material und Geldmitteln für bereits genehmigte Forschungsvorhaben sowie über die Einberufung begabter Physiker zum Kriegsdienst. Das sei ganz und gar anders bei den Amerikanern, die bereits einen gewaltigen Vorsprung auf dem Gebiet der Kernforschung haben dürften. Auf Nachfrage betonte Heisenberg, dass dem Bau einer Atombombe rein wissenschaftlich nichts im Wege stünde, doch würden die industriellen Vorbereitungen in Deutschland mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen. Speer bot daraufhin an, große Zyklotrone zur Isotopentrennung bauen zu lassen. Heisenberg antwortete, dass man in Deutschland aus Mangel an Erfahrung zunächst mit einem kleinen Gerät beginnen müsse. Später forderte Heisenberg für weitere Forschungen an der Uranmaschine nur einige 100 000 Mark. Darüber war Speer war so befremdet, dass er eigenmächtig die Summe auf 2 Millionen Mark aufstockte. Als man dann 1943 in Deutschland ernsthaft zur experimentellen Reaktorphysik übergehen wollte, stellte sich heraus, dass die Wehrmacht in Ermangelung von Wolfram die vorhandenen Uranvorräte bereits zur Herstellung von panzerbrechenden Geschossen beschlagnahmt hatte.

 

 

Deutsche Kontakte mit dem Ausland (1942)

 

Da man in Deutschland nur über ein stark mit Bor verseuchtes Graphit verfügte (Bor ist ein besonders effektiver Neutronenfänger), setzte man bei dem geplanten Reaktor mit natürlichem Uran auf eine Neutronenmoderierung durch schweres Wasser. Die einzige Anlage zur Schwerwassererzeugung befand sich damals in Rjukan im besetzten Norwegen.

 

Jensen und Wirtz auf ihren Reisen dorthin, die auch immer über Kopenhagen führten, versuchten im Ausland weiterhin die deutsche Position in der Atomforschung zu erläutern. Doch ein Besuch Jensens bei Bohr war ebenso erfolglos wie der von Heisenberg. Bohr gab Jensen zum Abschied mit: Tell Professor Heisenberg, I am not the pope, I cannot give absolution. Diese eigenartige Bemerkung mag sich auf Heisenbergs Äußerungen zur deutschen Hegemonie in Europa beziehen, denn nach einigen Quellen soll er seinen Kopenhagener Dialog mit der Feststellung eröffnet haben, dass Deutschland nun Europa beherrsche und es deshalb klug sei, wenn Bohr mit den Besatzern zusammenarbeite.

 

Wirtz dagegen wurde mit seinen Äußerungen in Norwegen, dass sich die deutschen Forschungsanstrengungen auf eine energie-erzeugende Maschine und keine Bombe richteten, vom britischen Geheimdienst als Agent provocateur eingestuft.

 

Weitere Informationen über das deutsche Atomprogramm erreichten die USA 1942 über Italien und die Schweiz. Bei einem Besuch in Berlin gewann der Italiener Carlo Wick die Überzeugung, dass Deutschland keine Atombombe entwickelt. Zudem vertraute Heisenberg seinem ehemaligem Schüler an: Was denken Sie über den Krieg Herr Wick. Sollten wir hoffen, dass wir ihn verlieren?  Auf seiner Rückreise nach Italien folgte Wick einer Einladung des Schweizer Nobelpreisträgers Paul Scherrer zu einem Seminar an der ETH Zürich. Scherrer war damals ein informeller Mitarbeiter von Allan Dulles, Leiter der Abteilung des Office of Strategic Services (OSS), d. h. des amerikanischen Geheimdienstes, in der Berner Botschaft.

 

Wick glaubte, sich klar über den Stand der deutschen Atomentwicklung ausgedrückt zu haben, doch Heisenberg blieb den Amerikanern suspekt und schien weiterhin gefährlich zu sein. So schlug Weisskopf, nachdem er von einem geplanten Vortrag Heisenbergs in Zürich erfahren hatte, vor: I believe that by far the best thing to do in this situation would be to organize a kidnapping of Heisenberg in Switzerland. Mit Nazideutschland durfte man kein Risiko eingehen. Schließlich saß der Schock von Pearl Harbor bei den Amerikanern tief.
 

 

Das Manhattan-Projekt (1942-45)

 

Dagegen wurde ab 1942 in den USA in drei neuen Zentren an einer Atombombe gearbeitet. In Oak Ridge, Tennessee betrieb man die Isotopentrennung von Uran 235 aus Natururan, in Hanford, Washington State, erzeugte man Plutonium in Reaktoren, die mit dem Wasser des Columbia Rivers gekühlt wurden.  Als Vorbereitung dazu hatten Enrico Fermi und Leo Szilard im Dezember 1942 eine Kettenreaktion in einem Meiler aus Natururan und Graphit unterhalten und so den ersten Reaktor der Welt unter dem Fußballstadion von Chikago gebaut. 

 

 

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Schließlich wurde in New Mexico die Stadt Los Alamos aus dem Boden gestampft. Hier beschäftigte man sich mit der Bombentechnik. Der organisatorische Leiter des Manhattan-Projekts war General Leslie Richard Groves, zum wissenschaftlichen Leiter wurde der Schüler Max Borns, Robert Oppenheimer bestimmt. Hans Bethe leitete die theoretische Abteilung. Zur  Berechnung der Bombenparameter entwickelte John von Neumann, wie er sich nun nannte, die ersten elektronischen Rechenmaschinen. die als ENIAC und MANIAC in die Geschichte eingingen. Andere bekannte „europäische Forscher" am Manhattan-Projekt waren: Edward Teller (später der Vater der Wasserstoffbombe), Enrico Fermi, Felix Bloch, James Franck, Otto Frisch, Eugene Wigner, Leo Szilard und Klaus Fuchs. 

 

 

This page was last updated on 07 August, 2018